Dienstag, 26. Januar 2021

Sich als Vorreitergemeinde positionieren

Vor lauter Corona geht die globale Klimakrise beinahe vergessen. Greta rückt in den Hintergrund und das Versammlungsverbot tut sein Übriges, um die freitäglich stattfindenden Klimademonstrationen zu beenden.

Artikel aus dem Küsnachter.

 

Doch gerade während des Lockdowns haben sich viele Menschen Gedanken darüber gemacht, wie sie ihr Leben gestalten möchten und welchen Umgang sie sich mit ihrem Mitmenschen, mit ihrer Arbeit und mit der Umwelt wünschen. Es wurde uns bewusst, für wie selbstverständlich wir bisher unseren Lebensstandard, unseren Konsum oder unser Mobilitätsverhalten genommen haben. Diese Reflexion über unser Tun und unseren Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen ist aus meiner Sicht nebst der globalen zerstörerischen Dimension von Covid-19, den immensen Kosten für die Wirtschaft und Staat und der menschlichen Schicksale doch auch eine gute Nachricht.

 

Die Klimakrise wird uns in Küsnacht ganz direkt treffen. Sie wird uns sogar überdurchschnittlich hart treffen, denn die Schweiz ist bezüglich Klimaveränderung gerade zum Beispiel in der fragilen Alpenlandschaft (Gletscherschwund) vulnerabler als andere Länder. In der Schweiz ist zudem der Temperaturanstieg seit dem vorindustriellen Zeitalter mit 2 Grad rund doppelt so hoch wie im weltweiten Durchschnitt. Lassen Sie mich kurz einige ganz konkrete Auswirkungen aufzeigen. Aufgrund des Temperaturanstiegs werden die Sommer heisser und trockener werden. Die einheimische Flora und Fauna wie zum Beispiel der Wald kommen immer stärker unter Druck und die Vegetation wird sich verändern. Die Wetterverhältnisse werden extremer und von den steigenden Kosten, die durch den Klimawandel verursacht werden, wird Küsnacht als wohlhabende Gemeinde ebenfalls überdurchschnittlich betroffen sein.

 

Doch nun zur guten Nachricht. Die Gemeinde Küsnacht unternimmt bereits Einiges in Bezug auf den Klimawandel. Allem voran ist die Gemeinde mit dem Energiestadt Label Gold ausgezeichnet, das besondere Anstrengungen in der CO2 Reduktion belohnt. Zudem verfügt die Gemeinde über ein Energieförder-Reglement, das von der Energie und Naturschutzkommission (ENAK) in diesem Jahr neu für die kommenden vier Jahre erarbeitet wird.

Dies wird aus umweltpolitischer Sicht ein Schwerpunkt in unserer Arbeit im kommenden Jahr werden. Denn das Programm legt die Grundlage und die Höhe der Förderbeiträge, die beispielsweise für den Anschluss an Wärmeverbunde, den Ersatz von Öl- oder Gasheizungen, die Installation von Photovoltaikanlagen oder andere auch explizit «innovative Projekte» verwendet werden, fest. Nachdem die Beiträge in der Vergangenheit gekürzt und an der letzten Gemeindeversammlung erneut erhöht wurden, erhofft sich die GLP nun einen mutigen und grosszügigen Wurf, um die Gemeinde punkto Anstrengungen in Sachen CO2-Emmissionen nochmals einen -oder besser zwei - Schritte vorwärts zu bringen. Wichtig erscheint mir in diesem Zusammenhang auch den Blick auf die Werke am Zürichsee zu werfen. Denn diese nehmen nicht nur in Küsnacht eine Schlüsselrolle in Bezug auf den Umstieg auf erneuerbare Energieträger ein. Hier könnte Küsnacht als grösster Aktionär Einfluss auf eine aktivere Ausgestaltung der Rolle dieses zentralen Players nehmen, um die gesetzten Ziele in der Gemeinde und der Region zu erreichen. Denn an dieser Stelle ist der Hebel besonders gross.

 

Die Grundlage für das neue Förderreglement bildet sicherlich die Vorgaben des Bundes der Netto Null Strategie 2050 des Bundes. Innerhalb dieser Vorgaben wäre es gerade auch mit Blick auf das begrüssenswerte Gipfelstürmer Programm eine Idee, Küsnacht als Vorreitergemeinde punkto Energiebilanz und -effizienz zu positionieren. In eine solche Strategie könnten beispielsweise auch der Bund, Kanton, Private und Forschungsanstalten eingebunden werden, um neuartige klimafreundliche Technologien hier in Küsnacht auszuprobieren und zu testen. So könnte Küsnacht schweizweit eine Vorreiterrolle einnehmen und wir könnten unseren  Kindern später einmal sagen: «Wir in Küsnacht, haben den Klimawandel damals wirklich ernst genommen».