Mittwoch, 10. Februar 2021

Es braucht keine Altersinitiative

Die Altersinitiative von Beatrice Rinderknecht mag in Ihrem Grundanliegen nachvollziehbar sein. So geht es der Initiantin um eine soziale Alterspolitik. Dienstleistungen sowie Angebote im Altersbereich sollen allen sozialen Schichten gleichermassen zugänglich sein. So weit so gut. Es stellen sich jedoch zwei wesentliche Fragen auf die die Initiative keine klaren Antworten liefert.

Von Philippe Guldin, Präsident glp Küsnacht-Zollikon

 

Erstens: Die Initiative verlangt, dass sämtliche Dienstleistungen im Altersbereich von der Gemeinde selbst oder von nicht gewinnorientierten Organisationen erbracht werden müssen. Die Gemeinde arbeitet seit gut zwei Jahren daran, die Altersstrategie in Küsnacht mit dem «Küsnachter Modell» weiterzuentwickeln. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Neuausrichtung ist das Modell der integrierten Versorgung. Dieses in der Fachwelt unbestrittene Modell bietet vor allem für die Betroffenen eine höhere  Versorgungsqualität und soll zudem das Kostenwachstum bremsen. Im Rahmen der integrierten Versorgung ist es zentral, dass öffentliche und private Anbieter wie Ärzte, Ärztezentren, Apotheken, Spitex Organisationen oder Beratungsstellen etc. zusammenarbeiten können. Dies würde durch die Annahme der Initiative verunmöglicht und gefährdet de facto die Neuausrichtung der Alterspolitik in Küsnacht mit der integrierten Versorgung als zentralem Baustein.

 

Zweitens entsteht der Eindruck, die Initiative zielt vor allem auf das Areal des Altersheims am See ab. Dazu bräuchte es jedoch einen konkreten Vorschlag und keine Initiative, die künftig Bestandteil der Gemeindeordnung sein wird und die Alterspolitik als Ganzes tangiert. Im Rahmen der sozialen Nachhaltigkeit fände ich es z.B. sinnvoll mit innovativen Konzepten voranzugehen. Das heisst zum Beispiel eine Mischform innerhalb eines Gebäudes mit einem etwas höheren Standard und Wohnungen in einem etwas günstigeren Preissegment. Insofern schiesst die Initiative in ihrer Absolutheit über das Ziel hinaus.

 

Der Gemeinderat sollte jedoch die Bevölkerung zeitnah mit einem nachhaltigen Konzept bezüglich des Altersheims am See informieren oder einen entsprechenden Prozess initiieren. Es braucht an dieser sensiblen Lage ein intelligentes, gesamtheitliches Konzept, das den verschiedenen berechtigten Ansprüchen, und da zählt gehobener Wohnraum im Alter dazu, gerecht wird. Eine Veräusserung des Grundstückes wäre dabei nicht im Interesse der Bevölkerung. Es gibt in Küsnacht genügend (genossenschaftliche) Träger, die auch hochwertigen Wohnraum bewirtschaften könnten. Auch die Gemeinde kann den Altersbereich weiterentwickeln und hochwertigen Wohnraum gegebenenfalls selbst bewirtschaften. Deshalb braucht es diese Initiative nicht.